Für das Modul "Schreiben und Sprechen" schrieb ich einen Bericht über Frauen in der Schweizer Polizei. Dafür recherchierte ich im Internet und interviewte die Polizistin der Stadtpolizei SG Fabienne Schenk. Sie erzählte mir etwas über ihren Alltag als Polizistin und wie sie den geringen Frauenanteil bei der Polizei wahrnimmt.



Gender Diversity bei der Polizei Schweiz: 
Chancen und Herausforderungen
Einst galt der Polizist als typischer Männerberuf, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Die Polizei ist heute auf Frauen angewiesen und setzt gezielt darauf, sie anzusprechen und einzustellen. Der Frauenanteil wächst stetig, was zu einer ausgewogenen Geschlechterverteilung und einem kulturellen Wandel in der Organisation führt. Die Polizei Schweiz sieht in der Einbeziehung von Frauen nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung, sondern auch eine Bereicherung für die Arbeitskultur und den Teamgeist.
Autorin: Leila Braun

2021 schreibt SRF, dass die Kantonspolizei St. Gallen ihren Frauenanteil erhöhen will. Auch andere Kantone planen dies. Der Regierungsrat und Vorsteher des St. Gallers Sicherheits- und Justizdepartements Fredy Fässler sagt in dem Beitrag, es sei dringend notwendig, mehr Frauen für den Polizeiberuf zu begeistern. Dafür wurde 2020 ein Projekt lanciert, das den Frauenanteil bei der St. Galler Kantonspolizei erhöhen soll.

Projekt Gender Diversity
Gian Andrea Rezzoli, der Leiter der Personalentwicklung der Kantonspolizei St. Gallen, ist für die Personalentwicklung sowie Grundausbildung und Fortbildung zuständig. Er ist bei dem Projekt Gender Diversity beteiligt.
«Bei dem Projekt Gender Diversity haben wir klare Ziele definiert: Mehr Polizistinnen zu gewinnen, eine höhere Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen zu erreichen und eine verstärkte Präsenz von gemischten Teams auf allen Hierarchieebenen zu fördern.»
Fässler berichtet SRF, dass rund ein Drittel der Aspirant*innen 2020 weiblich waren. Zudem will die St. Galler Kantonspolizei Frauen eine Führungsfunktion schmackhaft machen. SRF zitiert die Kantonspolizei St. Gallen. «Nur gerade fünf von total 164 Führungsfunktionen werden von Frauen besetzt.» Weiter heisst es: «Gemischte Teams arbeiten wirksamer.»

Auch Rezzoli meint:
«Es gehört zum Kulturwandel, Frauen in Führungspositionen in der Polizei zu haben. Wir wissen, dass Frauen anders als Männer führen. Eine gute Durchmischung empfinden wir im Betrieb als sehr wichtig. Das schafft eine andere Kultur, Stimmung und einen anderen Spirit, was wir anstreben»

Fabienne Schenk arbeitet als Polizistin bei der Stadt St. Gallen. Sie sagt:
„Die Stadtpolizei ist sehr bestrebt eine Führungsposition eher mit einer Frau zu besetzen, sofern diese gleichwertige Fähigkeiten, wie ein Mann, mitbringt.“
«Das ist für uns sehr wertvoll»
Ein anderer Grund, wieso die Polizei zwingend auf Frauen angewiesen ist, ist laut dem SRF Beitrag, gemäss der Strafprozessordnung, dass gewisse Amtshandlungen an Frauen nur von weiblichen Beamtinnen durgeführt werden dürfen.
Rezzoli erklärt Vorteile, die Polizistinnen haben.
«Gerade im Bereich sexueller Delikte, die Frauen betreffen, sind wir natürlich froh, wenn wir Polizistinnen haben, die die entsprechenden Einvernahmen mit den Opfern durchführen können. Diese Polizistinnen wurden in diesem Bereich weitergebildet. Das ist für uns sehr wertvoll.“
«Frauen haben oft die Gabe, in einer sehr angespannten Situation beruhigend zu wirken. Kommunikation ist eine grosse Stärke der Frau. Vielleicht ist es auch ein Abwägen. Ich bin mir bewusst, dass ich eventuell körperlich in gewissen Situationen, aufgrund der Gegebenheiten, einem Mann unterlegen bin. Dafür bin ich vielleicht kommunikativer etwas stärker, um das wieder wettzumachen.», so Schenk.

Die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln
Auch andere Kantone bemühen sich, mehr Frauen in die Polizei zu holen. Die Kantonspolizei Zürich schreibt 2019, dass sie stolz darauf ist, dass der Frauenanteil im Polizeikorps im selben Jahr auf 20 Prozent gestiegen ist. Sie haben Massnahmen ergriffen, um Frauen nach dem Mutterschaftsurlaub zu halten und bieten auch Teilzeitstellen an. Zudem sind Frauen im oberen Management vertreten. Eine positive Unternehmenskultur, die den respektvollen Umgang fördert, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. In Bern liegt der Frauenanteil 2019 bei 18.5 Prozent.
Auch die Luzerner und Zuger Polizei wollen mehr Frauen. In einem Beitrag von Zentralplus von 2022 heisst es, die Polizei sollte die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln, einschliesslich eines ausgewogenen Verhältnisses von Frauen und Männern. Allerdings besteht noch Handlungsbedarf. Auch der Frauenanteil in den Polizeikräften liegt noch unter den angestrebten Zielen: In der Zuger Polizei beträgt er rund 25 Prozent und bei der Luzerner Polizei 27 Prozent. Im Führungsteam sind Frauen nur zu 10 Prozent vertreten. Die Polizei wünscht sich eine höhere Beteiligung von Frauen. Sie stellt jedoch auch fest, dass der derzeitige Frauenanteil von 25 Prozent, was etwa 90 Frauen entspricht, bereits ein guter Wert sei, der jedoch gerne weiter gesteigert werden sollte.

Wandel des Rollenbildes
Haben Frauen immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen? Gemäss Rezzoli nicht:
«Höchstens von Personen bestimmter Bevölkerungsschichten, die noch ein Problem damit haben und in diese Richtung einen Kommentar abgeben, aber grundsätzlich ist das kein Problem.»
Diese Aussage bestätigt auch Polizistin Fabienne Schenk:
«Es gibt sicher Momente, bei denen man als Frau anders wahrgenommen wird, wie als Mann. Aber ich glaube es gibt auch die andere Seite, wenn ein Mann anders wahrgenommen wird als eine Frau.“
Auch durch den Wandel des Rollenbildes der Frau in einem ehemals typischen Männerberuf wollen immer mehr Frauen zur Polizei, wie es in einem Artikel von Swissinfo.ch von 2018 heisst. Die Gründe für das gewonnene Interesse sei die abwechslungsreiche und herausfordernde Tätigkeit, das breitere Aufgabenspektrum, gleiche Karrieremöglichkeiten und Entlohnung für beide Geschlechter. Ein oftmals wichtiges Kriterium für Frauen ist, die Möglichkeit zu haben, Teilzeit zu arbeiten.
Seit das Projekt Gender Diversity 2020 lanciert wurde, hat sich gemäss Rezzoli einiges getan.
«Es hat sich sehr viel verändert. Das Projekt Gender Diversity ist ein Teil des Projektes Personalentwicklung. Wir haben ein neues Personalführungsinstrument eingeführt und gleichzeitig die Gendermassnahmen umgesetzt. Wir sind jetzt modern unterwegs mit flexibel Arbeitszeitmodellen, Teilzeit arbeiten usw.»

Ängste oder ein falsches Bild vom Beruf
Die Polizei berichtet unteranderem auf Social Media, wie der Beruf aussieht, um junge Leute zu erreichen. Aber was muss sonst noch getan werden, um mehr Frauen in die Polizei zu holen?
«Das ist etwas, dass wir uns immer fragen.», so Rezzoli. «Durch unsere Projekte haben wir versucht, die Attraktivität zu steigern und gleichzeitig die Vielfalt unserer Tätigkeiten und Möglichkeiten zu kommunizieren, um eine bessere Karriereplanung zu ermöglichen. Wir, als Polizei, müssen ein moderner Arbeitgeber sein.»
„Wir müssen uns auch Fragen: Was hindert Frauen noch daran, Polizistin zu werden? Vielleicht sind es Ängste oder ein falsches Bild vom Beruf. Wir sind hier stark dabei, um aufzuklären, wie unser Alltag aussieht und was wir machen, um junge Leute zu erreichen.“, berichtet Schenk.
Die Polizei ist auf einem guten Weg, den Frauenanteil zu steigern.

Gezielt auf eine Erhöhung des Frauenanteils hinarbeiten
Die Bemühungen, mehr Frauen für den Polizeiberuf zu gewinnen, zeigen bereits Erfolge. Der Wandel des Rollenbildes und die Erkenntnis, dass Frauen eine wertvolle Bereicherung für die Polizeiarbeit sind, haben dazu geführt, dass die Kantonspolizei St. Gallen und andere Kantone gezielt auf eine Erhöhung des Frauenanteils hinarbeiten. Durch das Projekt Gender Diversity wurden bei der Kantonalpolizei St. Gallen klare Ziele definiert, darunter die Gewinnung von mehr Polizistinnen, die Förderung von Frauen in Führungspositionen und die Schaffung gemischter Teams auf allen Hierarchieebenen. Frauen bringen spezifische Stärken, wie empathische Kommunikation und beruhigendes Auftreten in angespannten Situationen mit sich, was sich besonders in bestimmten Einsatzbereichen, wie der Bearbeitung sexueller Delikte, als äusserst wertvoll erweist. Die Vielfalt der Gesellschaft soll sich auch in den Polizeikräften widerspiegeln, weshalb ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern angestrebt wird. Obwohl bereits Fortschritte erzielt wurden, besteht noch Handlungsbedarf, um mehr Frauen für den Polizeiberuf zu gewinnen. Die Polizei strebt an, ein moderner Arbeitgeber zu sein und aktiv zu zeigen, wie der Alltag im Polizeidienst aussieht, um potenzielle Polizistinnen zu erreichen und zu begeistern.

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